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Was sind klimabezogene Offenlegungen?

21. April 2023 (aktualisiert am 25. Juni 2024)

Klimabezogene Offenlegungen sind Dokumente, in denen Organisationen – Unternehmen, Banken oder Institutionen wie die EZB – Informationen zum CO2-Fußabdruck ihrer Aktivitäten und zu ihren Klimarisiken veröffentlichen. Aus diesen Dokumenten geht hervor, wie sich die Tätigkeit der betreffenden Organisation auf den Klimawandel auswirkt bzw. wie diese vom Klimawandel beeinflusst wird.

So kann klimabezogenen Offenlegungen beispielsweise entnommen werden, wie viel CO2 die Fabriken eines Unternehmens ausstoßen, welche Auswirkungen Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren auf das Unternehmen haben können oder wie klimafreundlich seine Investitionen sind. Manchmal enthalten sie auch Informationen über die Pläne der Organisation in Sachen Klimaschutz.

Die Informationen zu Klimathemen können in Form eines Berichts, einer Website oder eines anderen Kommunikationsmittels offengelegt werden.

Welchen Nutzen haben klimabezogene Offenlegungen?

Die in ihnen enthaltenen Informationen helfen uns dabei, besser fundierte Entscheidungen zu treffen. Man kann sie vielleicht mit dem Nutri-Score auf Lebensmittelverpackungen vergleichen: Dieser hilft uns bei der Entscheidung für eine gesündere Ernährung. Ebenso zeigen uns klimabezogene Offenlegungen bei Vermögensanlagen oder beim Einkaufen klima- und umweltfreundlichere Alternativen auf. Wenn wir alle unsere Entscheidungen auf der Grundlage dieser Informationen treffen, wird mehr Geld in Aktivitäten und Technologien fließen, die dazu beitragen, dass unsere Wirtschaft grüner wird.

Dank der Offenlegung von Klimainformationen können sich die Menschen auch ein besseres Bild von den Risiken machen, die Geschäfte mit bestimmten Unternehmen oder Banken mit sich bringen. Ein Unternehmen mit hohen Treibhausgasemissionen könnte beispielsweise in Schwierigkeiten geraten, wenn neue klimapolitische Maßnahmen es dazu zwingen, seine Geschäftspraktiken zu ändern.

Gegebenenfalls müsste das Unternehmen Geschäftseinbußen hinnehmen oder das Geschäft sogar komplett einstellen, insbesondere wenn es keine solide Strategie für die Verringerung seiner CO2-Emissionen oder den Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels hat. Alle, die Anteile an diesem Unternehmen besitzen oder ihm einen Kredit gewährt haben, könnten viel Geld verlieren. Einige Anleger oder Banken könnten solche Verluste verkraften, andere dagegen nicht. Klimarisiken können also in der gesamten Wirtschaft zu Problemen und Instabilität führen. 

Warum sind klimabezogene Offenlegungen wichtig für die EZB?

Als Zentralbank müssen wir die Risiken im Blick behalten. Wir müssen verstehen, wo Klimarisiken entstehen, welche potenziellen Auswirkungen sie haben und was dagegen getan wird. Die Informationen aus den klimabezogenen Offenlegungen können unsere Analysen genauer und zuverlässiger machen. Und auf dieser Grundlage können wir die richtigen Entscheidungen treffen und so dazu beizutragen, dass unsere Währung und das Finanzsystem stabil bleiben.

In unserer Funktion als Bankenaufsicht fordern wir die Banken auf, die Klimarisiken stets im Blick zu behalten. Und wir drängen darauf, dass sie diese Risiken transparent machen. Dies gilt besonders für CO2-intensive Branchen (wie das Baugewerbe und die Textilindustrie) und für Bereiche, die für Klimakatastrophen anfällig sind.

Banken sollten beispielsweise Informationen zu den Emissionen von Unternehmen erheben, an die sie Kredite vergeben, und diese offenlegen. Auch sollten sie offen darlegen, was sie für ein umwelt- und klimafreundlicheres Bankgeschäft und damit für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft tun.

All diese neuen Informationen werden Aufschluss über die versteckten Kosten von Klimarisiken geben.

Unsere eigenen klimabezogenen Offenlegungen

Die EZB und die Zentralbanken des Euroraums (das Eurosystem) veröffentlichen auch Informationen zu ihrem CO2-Fußabdruck und legen dar, wie sie ihn verringern wollen. Die EZB veröffentlicht jedes Jahr eine Umwelterklärung, in der wir beschreiben, was wir unternehmen, damit unser Betrieb umweltfreundlicher wird. Wir verbrauchen beispielsweise weniger Strom und verringern die Emissionen von Dienstreisen.

Im Jahr 2023 haben wir zwei diesbezügliche Berichte veröffentlicht: einen mit klimabezogenen Informationen zu den Wertpapierbeständen in den geldpolitischen Portfolios des Eurosystems und einen mit Informationen zu den nicht geldpolitischen Portfolios der EZB. Diese Berichte werden einmal jährlich aktualisiert. Auch die nationalen Zentralbanken des Euroraums veröffentlichen Informationen über den CO2-Fußabdruck ihrer nicht geldpolitischen Portfolios.

Klimabezogene Offenlegungen vergleichbar machen

Wir sollten Klimarisiken auf der Grundlage von gemeinsamen Regeln messen und offenlegen.

Klimabezogene Offenlegungen müssen über verschiedene Arten von Organisationen hinweg und im Idealfall auch länderübergreifend vergleichbar sein. Nur so kann man sich ein klares Bild machen. Und wir müssen darauf vertrauen können, dass die Informationen aussagekräftig und zuverlässig sind. Nur dann sind sie nützlich und ermöglichen uns, Entscheidungen zu treffen, die zu einem besseren Umgang mit Klimarisiken und einer klimafreundlicheren Gestaltung unserer Wirtschaft beitragen.

Klimabezogene Offenlegungen sollten daher für alle Banken und Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben sein. Einige dieser gemeinsamen Standards bestehen bereits und werden in Kürze verbindlich sein, beispielsweise die EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen.

Auf internationaler Ebene arbeitet das International Sustainability Standards Board an Normen, die über Europa hinaus gelten und den länderübergreifenden Vergleich der Informationen erleichtern sollen.