Warum sind Statistiken wichtig?

19. Oktober 2016 (aktualisiert am 25. Januar 2024)

Statistiken – Fakten oder Informationselemente, die aus einem Satz numerischer Daten erzeugt werden – sind für die Europäische Zentralbank (EZB) von großer Bedeutung. Bei unserer Arbeit, sei es im Zusammenhang mit unserer Kernaufgabe, also der Geldpolitik, im Bereich der Finanzstabilität oder bei der Bankenaufsicht, sind wir auf qualitativ hochwertige Statistiken angewiesen. Sie sind eine Grundvoraussetzung für fundierte Entscheidungen, die sich auf das tägliche Leben der Menschen in den Ländern des Euroraums auswirken.

Die Analyse der wirtschaftlichen, monetären und finanziellen Entwicklungen im Vorfeld der geldpolitischen Sitzungen zeigt deutlich, wie wichtig Statistiken für die EZB und die Wirtschaft sind. Sie bilden eine wesentliche Grundlage für die geldpolitischen Beschlüsse des EZB-Rats, durch die wiederum die Zinssätze beeinflusst werden, die Privatpersonen und Unternehmen zahlen. Statistiken haben also indirekt Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen.

Warum sind qualitativ hochwertige und unabhängige Statistiken wichtig?

Fundierte Entscheidungen sind nur auf Basis qualitativ hochwertiger Statistiken möglich. Wir legen deshalb strenge Maßstäbe an. So soll sichergestellt werden, dass die Statistiken der EZB genau, konsistent sowie aktuell sind und im Einklang mit den internationalen Standards und ohne Einflussnahme Dritter erstellt werden. Für die Gewährleistung der Qualität offizieller Statistiken ist es unabdingbar, dass sie unabhängig erstellt werden. Diese Unabhängigkeit ist in den europäischen Rechtsvorschriften verankert. So sollen politische Einflussnahme und Interessenkonflikte vermieden werden, die Auswirkungen auf die Bereitstellung von Daten haben könnten. Damit wird das Vertrauen der Menschen gestärkt, wenn diese Daten als Grundlage für geldpolitische Entscheidungen herangezogen werden, die ihren Alltag beeinflussen.

Warum sind detaillierte Daten wichtig?

Die globale Finanzkrise hat gezeigt, wie wichtig es ist, relevante und detailliertere Daten zu erheben. Deshalb gehen Zentralbankstatistiken über aggregierte Daten hinaus, bei denen es sich stets um Mittelwerte handelt, und berücksichtigen auch (detailliertere) Mikrodaten. So sollen Warnsignale im Finanzsystem frühzeitig erkannt werden, beispielsweise auf Ebene einzelner Kredite, Transaktionen und Banken.

Anhand detaillierter Daten lässt sich besser nachvollziehen, wie sich die Geldpolitik auf die verschiedenen Bereiche der Wirtschaft überträgt. Sie können zu einer besseren Gestaltung künftiger geldpolitischer Maßnahmen beitragen und eine raschere geldpolitische Reaktion ermöglichen.

Das AnaCredit-Projekt der EZB, bei dem es um einen neuen Datensatz mit detaillierten Informationen zu einzelnen Bankkrediten im Euroraum geht, ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir detaillierte Daten nutzen.

Herausforderungen bei der Erhebung detaillierter Daten

Die Erhebung detaillierter statistischer Daten kann eine große Herausforderung darstellen. Dies trifft insbesondere bei der Auswahl der Methodik und der Berechnungsmethoden zur Gewährleistung einer länderübergreifenden Vergleichbarkeit zu.

Eine weitere Herausforderung ist, Informationen von Unternehmen einzuholen, die zwar nicht zum Bankensystem zählen, aber trotzdem das Finanzsystem und infolgedessen auch die Geldpolitik beeinflussen können. Ein Beispiel dafür sind Hedgefonds – also Investitionspartnerschaften, die Geld von einer begrenzten Anzahl von Privatpersonen/institutionellen Anlegern zusammenfassen. Ein anderes Beispiel sind Schattenbanken – also Unternehmen, die ohne direkten Zugang zu Zentralbankliquidität und ohne die für reguläre Banken erforderliche aufsichtsrechtliche Überwachung bankähnliche Leistungen anbieten.

Zudem muss stets die Vertraulichkeit der Einzeldaten sichergestellt sein, was insbesondere für Aufsichtsdaten im Zusammenhang mit Tätigkeiten gilt, die gemeinsam mit Dritten durchgeführt werden.

Warum ist die Harmonisierung der Daten von zentraler Bedeutung?

Die Harmonisierung der Daten ist ebenfalls unabdingbar, da sie aussagekräftige Ergebnisse und zuverlässige Vergleiche ermöglicht. So können wir uns auf die Genauigkeit der Inflationsdaten verlassen, da sie auf Grundlage nationaler Daten erstellt werden, die auf einheitlichen Definitionen und Klassifikationen beruhen. Also Daten, die auf einem vergleichbaren Einkaufskorb mit Waren und Dienstleistungen basieren.

Harmonisierte und standardisierte Statistiken erleichtern es Entscheidungsträgern, rechtzeitige und gezielte geldpolitische Antworten auf wirtschaftliche Entwicklungen im Euroraum auszuarbeiten.

Gleichzeitig werden den Banken, Unternehmen, privaten Haushalten und anderen Meldepflichtigen Statistiken öffentlich zugänglich gemacht, damit sie diese in ihrer eigenen Daten- und Vergleichsanalyse verwenden können.

Wie Sie Statistiken der EZB finden

Der Schwerpunkt der von der EZB erhobenen, entwickelten und erstellten Statistiken liegt verständlicherweise auf dem Euroraum. Wichtige Daten sind frei zugänglich.

Sie finden verschiedene Statistiken in unserem umfangreichen EZB-Datenportal.

Das EZB-Datenportal enthält folgende Informationen:

• Daten zu Geldpolitik und Wechselkursen der EZB/des Eurosystems,
• Geld-, Kredit-, Banken- und Finanzmarktstatistiken,
• Zahlungsbilanzstatistik und sonstige außenwirtschaftliche Statistiken,
• gesamtwirtschaftliche und sektorale Statistiken,
• Zahlungsverkehrsstatistiken,
• Statistiken zur Bankenaufsicht,
• Daten zu Inflation, sonstigen Preisen, Kosten, Produktion und Arbeitsmärkten.

Das Europäische System der Zentralbanken ist stolz darauf, eine der beiden europäischen Quellen für qualitativ hochwertige europäische Statistiken zu sein. Dies ist möglich dank der engen Zusammenarbeit zwischen der EZB und den nationalen Zentralbanken und anderen EU-Institutionen sowie nationalen und internationalen statistischen Ämtern, einschließlich Eurostat, dem Statistischen Amt der EU.