Unsere geldpolitischen Instrumente und die Strategieüberprüfung
Wir brauchen das richtige „Werkzeug“, um die Preise stabil zu halten. Aus diesem Grund haben wir in den letzten Jahren neue geldpolitische Instrumente eingeführt. Diese haben wirksam dazu beigetragen, die Preisstabilität zu gewährleisten und werden auch in Zukunft Teil unseres Instrumentariums bleiben. Gleichzeitig behalten wir unerwünschte Nebenwirkungen im Blick.
Warum waren unsere geldpolitischen Instrumente Gegenstand der Strategieüberprüfung?
Mit unseren Instrumenten sorgen wir für stabile Preise
Unsere Aufgabe ist es, für stabile Preise zu sorgen. Mit anderen Worten: Wir sind dafür zuständig, dass die Inflation, also die Rate, mit der sich die Preise für Waren und Dienstleistungen im Zeitverlauf insgesamt verändern, niedrig, stabil und vorhersehbar bleibt.
Zu diesem Zweck versuchen wir, am Konjunkturregler zu drehen, um in der Wirtschaft die optimalen Voraussetzungen zu schaffen. Denn die Konjunktur darf weder unterkühlen noch überhitzen. Mithilfe unserer geldpolitischen Instrumente und insbesondere über das Finanzsystem beeinflussen wir die Finanzierungsbedingungen für Menschen, Unternehmen und Länder im Euroraum.
Durch die Veränderung ihrer Zinssätze kann die EZB beispielsweise beeinflussen, wie teuer ein Kredit ist. Etwa für Ladenbesitzer, die ihr Geschäft ausbauen möchten, oder für eine Familie, die ein Eigenheim kaufen will. Unsere Geldpolitik hat Einfluss darauf, wie teuer die Kreditaufnahme ist. Somit hat sie eine Auswirkung darauf, wie viel die Menschen (als Verbraucher oder Unternehmer) ausgeben und investieren. Dies wirkt sich wiederum auf die Preise aus. Durch Änderungen unserer Zinssätze können wir also die Preise und die Inflation beeinflussen.
Warum hat die EZB neue geldpolitische Instrumente eingeführt?
Ein gut sortierter Werkzeugkasten
Unsere Zinssätze sind nur eines von mehreren Instrumenten, die wir für unsere Geldpolitik einsetzen. Man kann sich das Instrumentarium der EZB als eine Art Werkzeugkasten vorstellen. Die darin enthaltenen Werkzeuge können einzeln oder zusammen eingesetzt werden, um die Inflation zu steuern. In den letzten Jahren haben wir neue Werkzeuge hinzugefügt, um auf tiefgreifende Veränderungen in unserer Volkswirtschaft zu reagieren, durch die unsere Aufgabe, für stabile Preise zu sorgen, erschwert wird.
Neue Umstände erfordern neue geldpolitische Instrumente
Diese Veränderungen entziehen sich der Kontrolle der Zentralbanken. Und sie haben die Funktionsweise unserer Wirtschaft verändert. Diese Entwicklungen haben zu einem Rückgang des sogenannten natürlichen Zinses geführt. Das ist der Zinssatz, bei dem die Wirtschaft im Gleichgewicht und das Preisniveau stabil ist. Liegen die Zinssätze der Zentralbanken über diesem natürlichen Zins, so verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum und die Inflation sinkt zumeist. Liegen die Zinssätze der Zentralbanken unter dem natürlichen Zins, wird das Wirtschaftswachstum angekurbelt und die Inflation steigt tendenziell.
Zinssenkungen stoßen irgendwann an eine Grenze. Daher bedeutet ein Rückgang des natürlichen Zinses, dass Zentralbanken weniger Spielraum haben, die Wirtschaft allein über die Zinspolitik anzukurbeln. Deshalb haben wir – genau wie andere Zentralbanken in aller Welt – neue geldpolitische Instrumente eingeführt. Sie helfen uns dabei, unsere Aufgabe besser zu erfüllen, d. h. für stabile Preise zu sorgen.
Unsere Instrumente wirken im Zusammenspiel
Um sicherzustellen, dass die positiven Auswirkungen unserer Geldpolitik bei den Menschen und den Unternehmen ankommen, haben wir vier neue geldpolitische Instrumente eingeführt:
- Unsere negativen Zinssätze: Sie sind ein Anreiz für die Banken, niedrig verzinste Kredite zu vergeben, damit Privatpersonen und Unternehmen günstig Geld aufnehmen können.
- Unsere Forward Guidance: Darin geben wir klare Hinweise zum geldpolitischen Kurs, den wir in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung einschlagen wollen.
- Unsere Ankäufe von Vermögenswerten: Sie tragen dazu bei, die Kreditvergabe, die Ausgaben sowie die Investitionen anzukurbeln.
- Unsere gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte: Über sie stellen wir den Banken zu sehr günstigen Konditionen Geld bereit. Dies ist an die Bedingung geknüpft, dass sie das Geld als Kredite an Privatpersonen und Unternehmen weiterreichen.
Jedes unserer Instrumente ist auf seine eigene Weise wirksam. Werden sie zusammen eingesetzt, verstärken sie sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
Auch in Zukunft werden wir alle diese Instrumente nach Bedarf einsetzen. Wenn nötig, können wir zusätzliche Instrumente entwickeln, die uns dabei helfen, für stabile Preise zu sorgen und somit unsere Aufgabe zu erfüllen.
Dabei achten wir auf etwaige unerwünschte Nebeneffekte.
Gewünschter Nutzen und unerwünschte Kosten
Uns ist bewusst, dass unsere Geldpolitik sich auch auf andere Bereiche der Wirtschaft auswirken kann. Insofern ist sie mit einem Medikament vergleichbar, das erfolgreich zur Behandlung einer bestimmten Krankheit eingesetzt wird, aber auch unerwünschte Nebenwirkungen haben kann. Die Ärzte haben diese Nebenwirkungen im Blick und prüfen kontinuierlich, ob der Nutzen des Medikaments noch immer größer ist als seine Risiken.
Wir halten stets Ausschau nach unerwünschten Nebenwirkungen
Ebenso achtet die EZB beim Einsatz ihrer geldpolitischen Instrumente auf unbeabsichtigte Begleiterscheinungen und wiegt den gewünschten Nutzen gegen unerwünschte Kosten ab. Eine Nebenwirkung sehr niedriger Zinssätze ist, dass die Menschen für ihr Erspartes bei der Bank so gut wie keine Zinsen mehr erhalten. Aber die Menschen sind nicht nur Sparer. Sie sind auch Immobilienbesitzer, Arbeitnehmer, Unternehmer und Steuerzahler. Und betrachtet man die niedrigen Zinsen aus diesen Blickwinkeln, so waren sie zumeist von Vorteil.
Der einzige Weg zurück zu höheren Zinsen führt über eine wachsende Wirtschaft und eine gesunde Inflation. Das ist das Ziel unserer Geldpolitik. Die Analysen im Rahmen unserer Strategieüberprüfung haben bestätigt, dass der gesamtwirtschaftliche Nutzen unserer geldpolitischen Instrumente ihre Kosten bislang übersteigt. Unerwünschte Nebenwirkungen behalten wir weiterhin im Blick.
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